Job kündigen und selbstständig machen?

Job kündigen und selbstständig machen?

Denkst du darüber nach, deinen Job zu kündigen, und dich nach der Kündigung selbstständig machen?

Man kann seinen Arbeitgeber nicht ändern. Je größer oder traditioneller das Unternehmen ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sich ganze Führungsetagen oder der Chef auf notwendige Veränderungsprozesse einlassen. Seien es nötige personelle Änderungen, mehr Anerkennung, Erfolgschancen, Geld oder schlichtweg: Zeit. Vielen reichen diese Gründe schon aus, um zu kündigen.

Entscheidend ist aber eins: Nur weil du kündigst, bedeutet das nicht, dass du dich auch selbstständig machen solltest. Unternehmertum ist nichts für Jedermann. Wir blicken deshalb in diesem Blogpost auf Teil 1 – die Kündigung – und machen weiter mit Teil 2 – die Entscheidung, ob du gründen/dein eigenes Business starten solltest.

 

Solltest du kündigen – und wie dann selbstständig machen? Ein paar Hintergrundinformationen

Arbeitgeber nehmen – statt Kompromisse einzugehen -, lieber in Kauf, dass sich ihre Mitarbeiter mit ihrem Marktwert bei Konkurrenzunternehmen bewerben und gehen. Trotz der beschwerlichen Suche nach qualifiziertem Personal zahlen sie noch immer zu wenig, gewähren zu wenig und so manche nehmen selbst psychische und physische Belastungen ihrer Mitarbeiter als Konsequenz hin. Doch es gibt zum Glück Punkte, die auch der Arbeitgeber an seinen Mitarbeitern nicht ändern kann: zum Beispiel das Recht auf Gesundheit und eigene Bedürfnisse.

Wenn du dieses Gefühl, kündigen zu wollen, rufen hörst, solltest du hinhören und es ernst nehmen.

Hier ein paar Backbones:

Die Agentur für Arbeit gewährt jedem das Recht, eigens zu kündigen oder einen Aufhebungsvertrag zu schließen, wenn gesundheitliche Gründe oder gesundheitsgefährdende Gründe vorliegen. Es gilt nur zu beachten, dass man seinem Arbeitgeber gegenüber die Bitte um Änderung ausgesprochen hat, um an der Situation proaktiv zu arbeiten. Lehnt der Arbeitgeber dies aber ab, dann sollte man nicht weiter durchhalten. (Kommt dir bei der Kündigung/Antrag beim Amt auch zugute.)

Bist du zum Glück topfit und gesund, solltest du lieber ein paar Monate Geld zurücklegen, da die Agentur wegen Eigenkündigung eine Sperre von bis zu drei Monaten verhängen kann.

Dafür unterstützt sie dich bei der Existenzgründung (Gründungsplanphase & Gründungszuschuss). Notwendig dafür ist der Besuch einer geförderten Qualifizierung im Bereich Gründung, z. B. bei einem ISO DINx oder AZAV-zertifizierten Unternehmensberater, der mit dir gemeinsam deine Businessidee in einen Businessplan packt. Abgesegnet wird es von der Agentur, woraufhin du für einmalig 6 Monate ALGI (60 % deines vorherigen Entgelts bzw. 67 % bei Kind/Partner). Insofern du einen Nachfolgeantrag stellst, der bewilligt wird, erhältst für weitere 9 Monate 300 Euro. Es gelten die aktuellen Bedingungen >>

 

Ziemlich gute Gründe, um zu kündigen

Ob du JETZT kündigen solltest oder lieber etwas Geld sparst – ich habe ein Jahr lang 8.000 Euro nebenher gespart -, hängt von der Dringlichkeit deines Kündigungswunsches ab. Hier sind 7 sehr gute Gründe:

1) Innerlich gekündigt: Du bist demotiviert, kraftlos und desinteressiert

Der „Ich habe keinen Bock mehr!“-Klassiker im Schlafrock? Nein, es geht weit darüber hinaus. Denn der fehlende Bock hat Ursachen. Gründe für Demotivation können zum Beispiel sein:

  • verbale Drohungen (auch die berühmten “Worte zwischen den Zeilen”)
  • häufige Kritik mit ausbleibendem Lob
  • Isolation
  • fehlende Sinnhaftigkeit deiner Arbeit
  • Entscheidungen anderer Kollegen oder gar des Chefs, die negative Konsequenzen für deine Arbeit haben
  • keine Entscheidungsgewalt bzw. kleiner bis geringer Handlungsspielraum
  • sichtbares, produziertes Leid
  • Überarbeitung (Burn-out)
  • Unterarbeitung (Bore-out)
  • zu hohe Verantwortung für zu viele Bereiche
  • gar keine Verantwortung
  • Leistungsdruck
  • Angstgehasche
  • Schönfärberei statt Ehrlichkeit und Flexibilität
  • mangelhafte Kommunikation
  • Wettkämpfe zwischen Abteilungen oder Kollegen
  • gezieltes Mobbing
  • keine Weiterbildungmöglichkeiten
  • keine Möglichkeit auf Karriere
  • Dienst nach Vorschrift

All diese Aspekte können einen nicht zu verkennenden Schaden für die Psyche bedeuten. Sie leiten direkt in die Angst und Depression, weil sie den Selbstwert angreifen. Die Mechanismen im Gehirn können gar nicht anders, als ihre Schutzfunktion anzuschalten und ein Stopp-Signal zu setzen, inklusive Stresshormone.

2) Kündigen oder auf Erfolg warten?

Sehr häufig ist einem Erfolg nicht vergönnt. Mobbing einzelner Mitarbeiter oder Wettbewerb zwischen Abteilungen: Wer Mitarbeiter in seinem Unternehmen beschäftigt, die nur an ihrem eigenen Erfolg interessiert sind, aber nicht am Unternehmenserfolg oder gar als Chef oder Führungsetage dieses Problem in sich trägt, braucht sich nicht wundern.

Erwachsene sind in einem Punkt wie Kinder: Sie mögen es, wenn sie Aufgaben erledigen, in denen sie gut sind. Sie machen es, weil sie es erneut gut machen wollen und dafür wiederholt Anerkennung erhalten möchten (auch von sich selbst). So macht Arbeit Spaß und mit Freude schafft man bekannt sehr viel mehr, als mit innerer Abwehr oder Leistungsdruck.

Wer aber weiß, dass er niemals erfolgreich sein wird und darf, der verliert den Sinn und so auch die Freude.

3) Du bist in Deiner Arbeit abhängig von der Gunst anderer

Wer vom JA oder NEIN oder der Sympathie eines anderen im Ausüben seiner Arbeit abhängig ist, der hat es einmal schwerer. Denn so wird eigenverantwortliches Handeln im Keim erstickt. Zudem ist immer die Möglichkeit gegeben, dass der Entscheidungsträger eine falsche, eigensinnige oder gar einseitige Entscheidung fällt.

Wer immer erst fragen muss, bevor er etwas tun darf, was er für unternehmerisch wertvoll und umsatzsteigernd oder begünstigend erachtet, der befindet sich in einer Eltern-Kind-Rolle wieder, die man so dringend in seiner Kindheit loswerden wollte. Menschen haben ein natürliches Bestreben nach Autonomie und wollen zeigen, was und DASS sie etwas können. Wird das aber konstant untergraben, am besten noch ohne triftige und nachvollziehbare Gründe, wird man in seinem Erfolg gebremst – und arbeitet für den Erfolg eines anderen. Der wiederum hat selten etwas mit dem Erfolg der Firma zu tun, sondern nur mit dem entscheidenden Menschen: mit seiner Angst, seinen Interessen, seinen Verstrickungen und eigenen Machtkämpfen. Das lädt Opferdenken, einen kleinen Selbstwert und vor allem Sinnlosigkeit ein.

4) Du kannst die Werte des Unternehmens nicht teilen oder das Unternehmen teilt deine Werte nicht

Wir sind oft froh, wenn uns jemand will. Das klingt banal, oder? Aber in uns ist angelegt, dass wir Anerkennung wollen und bereit sind, für diese etwas zu leisten. Wir möchten uns gern beweisen und zeigen, dass wir etwas draufhaben. Schenkt uns jemand sein Lob oder seine ehrliche Anerkennung, echte Wertschätzung für ein Projekt oder nur ein bestätigendes Lächeln, dann minimiert das unsere Stresshormone. Es festigt unseren Selbstwert und dafür sind Menschen bereit, wieder etwas zurückzugeben. Arbeitgeber gewinnen also, wenn sie loben und wertschätzen. Sie gewinnen für einen Fitzel Zeit das, was Unternehmen so häufig suchen, dann aber doch als mangelhaft beklagen: Loyalität, Streben, Freundlichkeit, Umsatzsteigerungen, Kundenzufriedenheit, Motivation und Fleiß. Alles nur durch ein wenig Lob.

Hinzukommt vor allem, dass nur, weil uns jemand einstellen will, es nicht unbedingt der richtige Job im richtigen Unternehmen sein muss. Als eine Frau, die 10 Jahre Erwachsenenbildungserfahrung bei einem öffentlich geförderten Träger hat, weiß ich, dass die meisten Stellen gigantisch klingen. Ein tolles, dynamisches und junges Team, klasse Aufstiegschancen und faire Bezahlung kann mitunter auch schlichtweg heißen: Wir haben kaum erfahrene, verantwortungsvolle und pflichtbewusste Arbeitnehmer, dafür haben wir aber eine gute personelle Fluktuation. Aufsteigen kannst du deshalb gut, weil die Ebenen noch nicht fertig strukturiert sind, aber dafür sind es die Hierarchien durchaus. Wir bezahlen anhand unserer Interpretation deiner Arbeit, deiner Leistung. Wenn wir also glauben: Das kann doch jeder! (nur wir nicht), dann bekommst du eben nur Betrag X.

Personaler sind sehr gekonnte Texter und Schauspieler und meist zeigt sich erst bei Arbeitsantritt, was das Unternehmen wirklich für Rollen verlangt. Bei Bewerbungsgesprächen genau hinzusehen und einige (wenn auch unbequeme) Fragen zu stellen, kann helfen, um nicht vom Regen in die Traufe zu kommen.

Allgemein fällt mir in vielen Gesprächen auf, dass es ein starkes Rollenverhalten in größeren Unternehmen gibt. Was von der Position verlangt wird (egal, ob die Persönlichkeit dazu passt), steht meist fest. Wenn man beiderseits dann ignoriert, dass man diese Rolle nicht leisten kann und möchte, kann es schnell zu gesundheitsgefährdenden Momenten kommen. Die Stelle sollte also zum Arbeitnehmer und seiner Persönlichkeit passen, nicht zum Chef.

5) Dein Charakter stellt dir ein Bein

Oft ist es der Eigensinn oder der eigene Gerechtigkeitssinn, der sich einem in den Weg stellt, auch wenn man noch so sehr versucht, sich anzupassen. Eigensinnig kann man nur arbeiten, wenn man ein Stück Unabhängigkeit in seinem Job hat. Unabhängigkeit wiederum kann nur da sein, wenn der Arbeitgeber sich weniger auf Quantität und Kontrolle konzentriert, als auch Qualität. Qualität wiederum ergibt sich aus Bedingungen, die jeder Arbeitnehmer mit sich bringt und erfüllt sehen muss, um qualitativ hochwertige Arbeit zu leisten. Das kann ein eigenes Tempo, ein eigener Zeitrhythmus sein (von 7 Uhr-15:30 Uhr oder Meetings nur nach 16 Uhr, tageweise Home Office oder Pausen zwischen dem Alltag im Büro, z. B. durch Bildungsurlaub).

Das Gefühl der Gerechtigkeit oder ihre Abwesenheit ist eng verbunden mit Bedürfnissen, die erfüllt werden – oder eben auch nicht. Sind Deine Bedürfnisse in deinem Job erfüllt? Wirst du so betrachtet und behandelt, wie du es dir wünschen würdest? Kannst du leisten, was du leisten möchtest oder stehen dir stets Menschen im Weg, die Dich daran hindern, wie in Punkt 2 beschrieben, erfolgreich in Deinem Job zu sein? Passt du zu deinem Job?

6) Wenn man Stärken verschweigen und verdrängen muss

Nur nach Vorschrift arbeiten, aber ohne Aussicht auf Erfolg, Bestätigung, Boni, ein bestätigendes Kopfnicken des Chefs oder ein fester Händedruck mit “Gute Arbeit!”? Wenn die Leistungen der Mitarbeiter von Unternehmen nicht einmal mehr wahrgenommen und wertgeschätzt werden, ist Obacht geboten. Dann ist man selbstverständlich und einfach geworden. Vor allem aber wird die gute Leistung gar nicht mehr als gute Leistung betrachtet, sondern muss noch besser werden. Denkt man… So schuften wir noch mehr, bemühen uns weiter, um mit gesteigerter Leistung wieder ein Lob zu erhalten, das in den meisten Fällen ausbleibt.

Unternehmen müssen verstehen lernen, dass Menschen Anerkennung und Bestätigung brauchen, um sich erwünscht und wertgeschätzt zu fühlen. Dann steigt auch ihre Leistung und somit der Wert des Unternehmens.

7) Die vorherigen Punkte haben dich krank gemacht

Das geht schnell: Es kommt plötzlich und bleibt viel zu lang. Da kann man einige fragen. Viele haben auch aus ihrem Burnout oder anderen psychischen Belastungen gelernt. Der Weg in die Genesung war für dennoch lang und beschwerlich.

Ich meine heute nach meinen eigenen Belastungen: Das ist es nicht wert. Ich hatte in meinen Zwanzigern, als ich noch Studentin war und bei einer Firma einen recht leichten Job ausführte, der sich auf Bürokram bezog, eine ständige Unterforderung mit totaler Abhängigkeit ohne jede Form der Anerkennung. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich eine Panikattacke. Ich zog mich augenblicklich zurück und tat das, was meine Angst und Panik von mir wollte: Ich kündigte und machte mich selbstständig.

 

Solltest du dich selbstständig machen?

Ich bin mal ganz, ganz ehrlich: Es ist anstrengend. Es kostet dich Zeit, Nerven, Geld und wahrscheinlich wird dein ganzes Umfeld entweder Schlange stehen, um dich zu füttern, weil du kaum mehr isst, oder sauer werden, weil du keine Zeit mehr hast. Aber es ist wunderbar, erfüllend, erlaubt dir volles Potenzial, living with purpose, Erfolg, Geld und LEBEN, wenn du es richtigmachst.

Lächele mit mir, wenn dein Herz bei diesen Worten aufgeht! 🙂

Ob du nun Solopreneur bleiben oder richtig zu einem Unternehmen mit Mitarbeiter:innen wachsen willst: Alles ist möglich, wenn du von Beginn an die richtigen Schritte gehst. Das ist zwar oft budgetabhängig, aber sollte von vornherein in deine Businessplanung integriert werden. Von Budget für Werbeanzeigen über technische Anschaffungen, Websitedesign und Businesstragien wirst du Geld benötigen, um deinen zukünftigen Erfolg abzusichern, vielleicht sogar Finanzierungen und Investoren. Das alles darf bedacht und durchdacht werden, um dich gegen die Risiken abzusichern. Dein Traum soll ja in Erfüllung gehen.

Womit wir bei den leidigen Punkten wären: 

Unabhängig davon, womit du dich selbstständig machen möchtest, gibt es immer Risiken. Aktuell ist der Markt durch die vergangenen Weltgeschehnisse einfach strapaziert. Wer etwas anderes sagt, lügt.

Die Pandemie

Die Pandemie änderte – das bestätigten auch diverse Studien – das Kauf- und Konsumverhalten maßgeblich. Es zählten danach nur noch Social-Proof (echte, ehrliche Kundenstimmen) und Erleichterung, 1:1-Angebote (Kontakt). Das hat sich zwar etwas gelockert, aber …

Der Ukrainekrieg

Es folgten der Ukrainekrieg, die steigenden Lebensmittel-, Öl-, Gas- und Strompreise, alle weiteren Lebensunterhaltskosten folgten. Viele Menschen haben weniger Geld (was wichtig ist, zu wissen, wenn du B2C-Angebote haben wirst, also an Privatkunden verkaufst).

Böhmi

Und dann kam Böhmermann und nahm die „Coaching“szene aka Consultants auseinander. (Mit vielem hatte er leider nicht nur recht; er verunsicherte und verängstigte auch viele Konsumenten.)

All die Lügen

Die vielen Mythen da draußen machen es leicht zu glauben, dass eine Gründung einfach wäre, allem voran mein Liebling: „Ich geh‘ auf Social-Media und dann kommen die Kunden von ganz allein zu mir“. Es ist einer der Gründe, wieso ich meine 2. Selbstständigkeit im Bereich Contentmarketing gegründet habe. Die Menschen brauchen einfach Unterstützung. Instagram is overcrowded und wer nicht beim letzten Update (Spätherbst 2022) schon etliche Follower hatte, hat es einfach schwerer jetzt. Kundenansprache wird stetig eine größere Herausforderung, Branding wird immer entscheidender, UNIQUENESS stands out und schon 2021 verzeichneten Google und Meta mehr Werbeanzeigen als je zuvor. Der aktuelle Wettbewerb ist einfach kein leichter. Nicht nur dein Mindset muss stark sein. Auch deine Strategien müssen von vornherein stimmen.

ABER …

Zum Glück gibt es patente Mittel und Wege sowie andere soziale Kanäle, ja, sogar bessere als Instagram. Du kannst heutzutage ganze Contentwelten schaffen, so, wie wir es hier mit unseren Kund:innen machen, um deine Zielgruppe zu erreichen. Man muss nur wissen, wie. Wenn dein Angebot top ist, dein Branding und deine Markenstimme, dein Marketing und deine Vision/Mission stimmen, kann es glatt laufen. Dann brauchst du nur noch eins: Du musst Verkaufen können. Aber auch darum können wir uns zusammen kümmern. Schau mal bei meinem Businessful 1:1-Mentoringprogramm >>

Happy Gründung!
Janett Menzel

Wenn du dich mit deinem Hobby selbstständig machen willst

Wenn du dich mit deinem Hobby selbstständig machen willst

Seit ich mich mit meinem Hobby selbstständig gemacht habe, schreibe ich auch, um meinen Lebensunterhalt damit zu verdienen. Ich dachte zu Beginn wie viele andere, es wäre eine hervorragende Idee. Und um es vorwegzunehmen: Ich denke das noch immer. Aber es gab einige Wochen, in denen mir mein Traum gewaltig um die Ohren flog. Denn mit jeder Selbstständigkeit sind Aufgaben verbunden, die man als lästig empfindet. Und doch sind sie nötig. Sie raubten mir nicht selten eine große Portion Motivation. Nicht etwa, weil mir mein früheres Hobby und jetziger Beruf keinen Spaß mehr machten. Sondern weil das Ausleben meines Hobbys/Berufs von da an auch einen Nutzen, Zweck und somit eine Verwertbarkeit für andere Personen haben musste. Immerhin möchte man erfolgreich damit sein – mit seinen Talenten und seiner Bestimmung auch Geld verdienen.

Wenn auch du dein Hobby zum Beruf machen willst, sind hier ein paar Impulse und Hinweise, die du beachten solltest, damit es für dich  reibungsloser läuft als damals für mich.

 

Vom Traum, sein Hobby zum Beruf zu machen

Hobbys und Leidenschaften sind so nährend, weil sie uns erlauben, wir selbst zu sein und etwas zu erreichen, was für uns von Wert ist. Kein Wunder, dass so viele ihr Hobby zum Beruf machen wollen.

Doch in Zeiten der flächendeckend propagandierten Selbstverwirklichung und Potenzialentfaltung im Sinne einer Selbstständigkeit – sei es Freiberuflichkeit oder Unternehmensgründung – kommen auch Schwierigkeiten mit hinzu. Nicht nur ist die Zahl der Mitbewerber:innen enorm gestiegen. Auch die Ansprüche der Kunden haben sich erhöht. Und dann gibt es noch all die unliebsamen Aufgaben (von Steuererklärungen über Rechtliches bis hin zu steter Kundengewinnung durch Vermarktung). Da sind Sätze, wie wir sie in Facebook Posts, Instagram Stories und von Youtube-Stars hören, leichter gesagt, als umgesetzt:

  • Become an Influencer!
  • Leb dein bestes Leben!
  • Bring deine PS auf die Straße!
  • Erfinde dich neu!
  • Komm in dein bestes Selbst!
  • Komm in deine volle Größe!
  • X ist dein Geburtsrecht!
  • Wenn ich das kann, kannst du es auch!

 

sein hobby zum beruf machen berufung

Die große Lüge der Selbstverwirklichung

Es sieht beinahe so aus, als ob die Zeitqualität festangestellte Menschen ausgrenzt und abstempelt. Denn nur wenn man auf den Zug der Selbstverwirklichung mittels Selbstständigkeit aufspringe, selbstbestimmt, in seiner wahren Größe lebe und mit sich und seinen Talenten Geld verdiene, würde man von Wert sein und ein lebenswertes Leben führen. (Alles Verkaufssprüche, bei denen mir das Würgen kommt.) Klar: Wir alle wollen, dass unser Wert erkannt und geschätzt wird. Und ja – ich weiß es selbst aus meiner Angestelltenzeit -, es gibt sehr unliebsame Chefs und Kollegen, Unternehmen, die nicht nach Leistung und Wert zahlen oder anderweitig grobe Fehler innerhalb ihrer Personalpolitik machen.

Und eben weil wir das alle kennen, erzählen dir Coaches/Berater:innen/Trainer:innen berechtigterweise im Internet, wie schön Selbstständigkeit und das Ausleben deiner Berufung sei, wie leicht und wie viel Geld du damit verdienen könntest. Es ist wirklich sehr schön – manchmal. Und dann gibt es Zeiten, da ist es unschön. Coaches/Berater:innen/Trainer:innen verheimlichen leider die Hürden. Sie versprechen dir nur, wie leicht es sei, dein Hobby oder deine Leidenschaft zu deinem Beruf zu machen, wenn du ihr Produkt kaufst … oder wenn du dich noch in ihren Newsletter einträgst … oder du nur an ihrem Webinar teilnimmst. Damit verdienen sie ihr Geld, nicht etwa mit ihrem eigenen Traum.

Doch so manche/r ließ sich davon anstecken, scheiterte oder strauchelt noch immer. Sollte man trotz der Schwierigkeiten deshalb Abstand davon nehmen, sein Hobby zum Beruf zu machen?

Seinen Traum zum Beruf zu machen, ist tatsächlich nicht schwer. Man kündigt entweder und legt los oder man baut es langsam als Nebenselbstständigkeit auf und wartet auf den rechten Zeitpunkt mit der Kündigung. Gerade wenn man denkt, dass es nun losgehen kann, stellen sich aber schon die ersten Hürden ein: blöde und lästige Existenzängste, fehlende Marketingkenntnisse, geringe Kundschaft oder viel zu wenige Menschen, die von deinem Produkt/deiner Dienstleistung Kenntnis haben. Das sind nur die halbschlimmen Dinge. Die in meinen Augen wirklich schmerzenden Nebenprodukte sind emotionaler Natur und kommen nicht selten einem Raubbau an deiner Seele gleich. Man muss wissen, wie man damit umgehen wird, wenn es soweit ist. Denn treffen werden dich diese (oder ähnliche) Schläge über kurz oder lang definitiv:

 

Dein Hobby gehört nicht mehr nur dir – vielleicht brauchst du sogar ein neues

Mach dir eins bewusst: Alles hat einen Nutzen. Jedes Hobby gibt dir ein Gefühl, zum Beispiel grenzenlose Freiheit deiner Gedanken, Selbstausdruck, Kontakt zu deinen Gefühlen, Kreativität, Dingen eine Form geben, Zeit, Flow, Dinge in Ordnung bringen, körperliche Aktivität, die Erfahrung der körperlichen/geistigen/emotionalen Stärke, um nur einige zu nennen. Für mich bedeutete Schreiben früher Selbstausdruck und Kontakt zu meinen Gefühlen, Bedürfnissen und wahren Wünschen.

Es geschieht sehr schleichend, dass du das, was dir früher so viel Spaß machte und Halt gab, plötzlich zu einem Instrument deines Erfolges wird. Dein Erfolg stiftet den Wert fortan mit, nicht mehr nur den Sinn, den dein Hobby stiftete. Wollen deine Kunden das Instrument nicht, wirst du dich beizeiten sehr erfolglos, versagend oder gar wertlos fühlen. Der Perfektionismus schleicht sich von hinten an. Denn wenn du nur X tätest oder bei Y besser wärst, dann … würde alles besserwerden. Dann weiterzumachen und durchzuhalten, nicht aufzugeben, das Vertrauen in sich selbst zu bewahren und die Hoffnung aufrechtzuerhalten, ist eine Kunst. Und die muss geübt werden.

 

Das Resultat muss nicht (nur) dir gefallen, sondern vor allem anderen

Sonst läufst du Gefahr, dass du nicht gefällst. Und kein Mensch kauft etwas, was ihm nicht gefällt bzw. nicht seine erhofften Ergebnisse bringt. Wenn du ein Online Business starten willst, Blogger:in, Influencer:in, Coach, Berater:in, Trainer:in oder irgend was mit online drin machen möchtest, läuft viel über gutes Marketing, vorwiegend Social Media – Spread und Reichweite: also Likes, Shares, Kommentare, Seitenaufrufe, monatlichen Besucherzahlen, Verweildauer, Absprungrate usw. Begriffe und Metriken, die du kennenlernen und auswerten musst, um dich zu steigern. In jedem Fall hat deine Leidenschaft plötzlich den Anspruch, schön, wertvoll, informativ, inspirierend, begehrenswert, nützlich oder wenigstens Sehnsucht erweckend zu sein. Es muss Gefühle in deinen Kunden ansprechen (Stichwort Storytelling). Tut es das nicht, hat es keinen Wert gestiftet. Stiftet es für andere keinen Wert, verdienst du kein Geld und bekommst keine Anerkennung. Du wirst dich grausam fühlen.

 

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Shitstorms – oder gar keine Aufmerksamkeit

Nichts schmerzt mehr, als für das, was man tut und liebt, keine Anerkennung zu erhalten. Wenn dich deine Leidenschaft nachts nicht schlafen lässt, weil du damit nichts oder nicht genug verdienst, wird es fatal. Ich habe mich mehrfach dabei ertappt, wie ich alles infrage stellte, an meinem Traum zweifelte und vor allem: an mir. Das andere Extrem, zwar Aufmerksamkeit zu bekommen, aber eben negative, in Form von Kritik, destruktiven Meinungen, Neid, Eifersucht, Shitstorms oder Menschen, die sich angegriffen fühlen oder glauben, es besser zu wissen, ist eine weitere, soul-sucking Seite der Medaille. Für mich am schlimmsten ist die Verachtung, die einem beizeiten entgegengebracht wird. Man weiß, man hat sich etwas Großes getraut und wird dennoch (oder deshalb) dafür belächelt. Vor allem dann, wenn die eigene Versagensangst dadurch steigt. Dann kann echt jedes Wort eines Trolls (unbedachten, unachtsamen Menschen, die sich bei dir auslassen) wie Messer in deine Haut schneiden. Du brauchst eine verdammt dicke Haut oder Riesenportion “F*ck it”.

 

Berufung ist nicht nur schön, sondern bedeutet auch Leistung

Also genau das, was man eigentlich hinter sich lassen wollte, als man sein Hobby zum Beruf machte. Berufung bedeutet, dass die Themen zu dir kommen. Aber wenn dein Hobby zum Beruf wurde, dann musst du dich zwangsläufig nach Themen und Bedürfnissen deiner Kundschaft umschauen, damit diese zu dir kommen. Wer in den sozialen Medien präsent ist und dort eine Followerschaft hat, die einen großen Teil des monatlichen Verdienstes ausmachen oder als wiederkehrende Besucher auf deine Website kommen, um dort zu barem Geld zu werden, der spielt nicht selten den fähigen, gut gelaunten Entertainer á la “Nichts tut weh und alles ist wunderschön” – schon einmal vorab, um die Leute bei Stange zu halten, weil man im Hinterkopf sein Seminar plant, den Launch seines Produktes oder das Release seines sonstwas’es. Auch die, die ihr Leid(en) zum Produkt machen, haben schlicht das Problem, dass sie diesen Schmerz aufrechterhalten müssen, um für die LeserInnen interessant zu bleiben, auch wenn sie mal so richtig Bock auf grundlose Freude oder Heilung hätten. (Ich kenne zu viele, die mittlerweile einfach nur noch “spielen”, dass sie krank wären oder psychisch belastet.)

 

Viel allein und hoffentlich nicht einsam – oder einsam an der Spitze

Wer Einzelunternehmer:in ist, dieses heiß begehrte Ding namens Solopreneurship durchzieht, der ist vor allem eins: SOLO, zumindest zu Beginn. Allein für alles verantwortlich, schießt man von der Umsatzsteuervoranmeldung über das Social Media Marketing bis hin zur Erstellung wirksamer Landingpages, dem Korrektorat seiner Werbetexte und dem Ideenmanagement einfach alles ALLEIN.

Schön, weil einem niemand hineinredet und man alles endlich allein entscheiden kann, oder? Leider nicht immer. Wie oft wünschte ich mir jemanden, mit dem ich über eine Idee und mögliche Umsetzung sprechen konnte oder der mir erklärt, wie ich Videos aufnehme, welche Hardware die beste für Podcasts ist usw. Wenn es ganz dumm läuft, sitzt man daheim allein vor seinem PC – ohne echte Kontakte -, was auf lange Sicht sehr einsam machen kann.

 

Das Gute daran, dein Hobby zum Beruf zu machen?

Wenn du bereit bist, mit all dem umzugehen, dann kann es sehr befriedigend und wunderschön sein. Allein morgens aufzustehen und zu wissen, dass der heutige Tag mit dem gefüllt und erfüllt sein wird, was du liebst und kannst, und dafür bezahlst wirst – hoffentlich auch mit lobenden Worten -, trägt zumindest mich über viele nicht so schöne Momente hinweg. Ich kann mich heute leiten lassen, wo ich früher geleitet wurde. Und du kannst das auch: In meinem 1:1-Business-Mentoringprogramm packen wir es in 3 Monaten an >>

Alles Liebe
Janett Menzel