Kann ich alchemieren, wenn ich religiös bin?

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Janett Menzel

29. Mai 2025

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Glaubst du an einen Gott oder lebst dein Leben im Einklang mit deinem Glauben, deiner Religion? Dann erscheint dir Alchemie vielleicht auf den ersten Blick exotisch oder gar zweifelhaft – mittelalterliche Bilder von Laborkesseln, goldenen Elixieren und geheimnisvollen Symbolen. Doch historisch war Alchemie weit mehr als purer Aberglaube. Sie ist eine uralte Mischung aus Naturphilosophie, Chemie, Medizin und spirituellen Ideen. Alchemie ist also kein Fremdkörper in deinem Leben, sondern eine weitere Möglichkeit, dein Inneres wachsen zu lassen und deine Ziele mit klarem Geist zu verfolgen. Sie kann dir denk- und seelenfreigebend dienen – als eine Sprache des Wandels, die dir als Gläubigen zeigt, dass auch im Alltäglichen ein Hauch von „Gold“ steckt. Für viele war das Alchemistische Experiment eine Erforschung der Beziehung von Mensch und Gott sowie des Universums.

Missverständnisse gibt es zahllose.

Ein weit verbreiteter Irrtum etwa ist, Alchemie habe die Kirche immer erzürnt und Alchemisten seien wie Ketzer verfolgt worden – das ist historisch unbegründet. Tatsächlich besaßen viele Alchemisten ein durchaus „herkömmliches“ Glaubensverständnis und gerieten nicht wegen ihrer Ideen ins Visier der Inquisition. Auch ist Alchemie keine eigenständige Religion mit Göttern oder Heiligen: Es handelt sich vielmehr um ein System aus Symbolen, Metaphern und Laborpraktiken. Alchemie wird heute oft psychologisch oder metaphorisch verstanden (beispielsweise Jung und Hillman sahen in ihr ein Symbolsystem der Seele). Sie wird nicht länger als verwegene Goldmacherei abgetan, sondern als wichtiger Teil der allgemeinen menschlichen Suche nach Verständnis der Natur angesehen. Alchemisten entwickelten nämlich praktisches Wissen über Stoffe und Chemie und woben dies mit komplexen Theorien über das Wesen der Materie und ihrer Wandlungen zusammen. Ihre Arbeit umfasste sowohl handfestes Wissen (Bergbau, Metallurgie, Pharmazie) als auch philosophisch-theologische Überlegungen.

Dennoch bleibt Alchemie mystisch anmutend, was sowohl Externe (Kirche, Wissenschaftler) als auch Insider leicht fehl- und überinterpretieren können. Im Folgenden beleuchte ich die Alchemie in ihren verschiedenen Facetten und zeige, dass es keinen prinzipiellen Widerspruch zwischen Glaube und alchemistischer Arbeit geben muss, solange man Alchemie als Sprache der Wandlung versteht und nicht als eine neue Glaubenslehre.

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Geschichte der Alchemie

Alchemie ist keine europäische Eigenkreation, sondern ein globales Phänomen. Sie entwickelte sich teils unabhängig auf verschiedenen Kontinenten. Schon im alten Ägypten und Mesopotamien gibt es Vorläufer, doch ihre Blütezeit war das Mittelalter bis in die frühe Neuzeit. Dabei verschmolzen Lehren aus Griechenland, Ägypten, Indien, China und schließlich dem Islam und Europa.

  • Arabisch-islamische Alchemie: Im islamischen Mittelalter (8.-13. Jh.) erlebte die Alchemie eine Systematisierung und Blüte. Bedeutende Gelehrte wie Dschābir ibn Ḥayyān (lateinisch „Geber“) und Abu Musa Dschābir übersetzten und erweiterten griechische Schriften. Die Islamwissenschaft sah Alchemie als „islamische Schöpfung“ – sie wandelte die vormals geheime Kunst in eine disziplinierte Lehre mit klaren kosmologischen Grundsätzen um. Viele arabische Alchemiker griffen auf die aristotelische Vier-Elemente-Lehre zurück, integrierten sie aber in den monotheistischen Horizont des Islam. Sie glaubten z. B., dass im Universum eine Spiegelung herrscht zwischen oben (Göttliches) und unten (Materie) – was das Prinzip „wie oben, so unten“ begründet. So war für sie die Reinigung von Stoffen im Labor untrennbar verbunden mit der Reinigung der Seele. In einem apokryphen Text, der später als „Tabula Smaragdina“ berühmt wurde, hieß es sinngemäß, dass Materie und Seele gemeinsam gereinigt werden müssten. Damit verknüpften muslimische Alchemiker Glaubensinhalte mit Experimenten: Sie suchten nach einem umfassenden Weltgesetz unter Allahs Führung und sahen ihre Arbeit überwiegend als Gotteswerk.

  • Jüdisch-kabbalistische Alchemie: Auch in der jüdischen Tradition gab es alchemistische Vorstellungen. Schon in Spätantike und Mittelalter wurden alchemistische Schriften mit Figuren wie Moses oder Bezalel assoziiert, manchmal fälschlich zugeschrieben. In der Legende galt Moses von Alexandria (ein rabbinischer Gelehrter) als Alchemist, dessen Schriften Spuren von jüdischem Monotheismus aufwiesen. Später inspirierten solche Traditionen auch christliche Alchemisten: Sie sahen die Stammväter des Alten Testaments als Bewahrer geheimer Erkenntnisse. Manche suchten Hinweise im Bibeltext – etwa interpretierte Gerhard Dorn (16. Jh.) einen Vers (Gen 1:7) als ganzes alchemistisches Wissen. Das bewirkte, dass Alchemie in der jüdischen Mystik (Kabbalah) und in christlicher Esoterik zum Teil als verborgene Weisheit galt, die göttlich inspiriert sein konnte.

  • Christlich-europäische Alchemie: Im mittelalterlichen Europa wurden griechische und arabische Alchemie-Fragmente ins Lateinische übersetzt. Die Alchemie fand oft in Klöstern und Höfen statt. Bedeutende Personen sind etwa Albertus Magnus und später Paracelsus (†1541), die Medizin und Alchemie verbanden. Hermetische Symbole, die auf den sagenhaften Hermes Trismegistos zurückgeführt wurden, waren zentral. Später im 17. Jh. entstanden Geheimgesellschaften (Rosenkreuzer), die die alchemische Sprache über Mystik verbreiteten. Historiker wie Karpenko weisen darauf hin, dass die christlich-europäische Mentalität die Alchemie stark als „Donum Dei“ – als Gottesgabe – betrachtete. Das heißt, man sah Alchemiewissen als von Gott verliehen, als Geschenk, das nur wenigen Auserwählten offenbart wird. Der legendäre Hermes galt nur als symbolische Gründergestalt, aber die eigentliche Autorität bei der Verleihung dieses Wissens war Gott selbst. Damit wurde Alchemie literarisch und theologisch verknüpft, zugleich aber als etwas sehr Spezielles angesehen – im Gegensatz zu „gewöhnlichen“ Handwerken, zu denen alle Zugang hatten.

  • Fernöstliche Alchemie: In Ostasien gab es eigene Formen: Chinesische Innere Alchemie (Neidan) ist etwa eng mit dem Daoismus verknüpft. Dabei steht nicht Metalltransmutation im Vordergrund, sondern innere Wandlung des Körpers und Geistes. Praktizierende nutzen Meditationen, Atemübungen und sogar sexuelle Techniken, um das Lebenselixier (Jing), die Lebensenergie (Qi) und den Geist (Shen) im inneren Kessel zu kultivieren. Ziel ist, Gesundheit zu bewahren und schließlich Erleuchtung bzw. Rückkehr zur Einheit mit dem Dao (dem Urgrund) zu erreichen. Man spricht auch von „Goldenem Elixier“, da metaphorisch feinstoffliches Gold gemeint ist – innerer Gewinn, nicht physisches Edelmetall.

  • In Indien existierte die Rasaśāstra (āyurvedische Alchemie), die vor allem Heil- und Verjüngungsrezepte entwickelte. Hier arbeiteten Gelehrte mit Quecksilber, Schwefel und Kräuterextrakten, um Lebenselixiere (Rasāyana) herzustellen. Ziel war vor allem Langlebigkeit, Gesundheit und geistige Klarheit, weniger die Goldmünze. Ein klassisches Lehrbuch war Nagarjuna’s Rasaratanakaram, das alchemistische Methoden mit Medizin versorgte. Auch in Sri Lankan sowie südindische Siddha-Gelehrte entwickelten chemische/pharmazeutische Verfahren, die an Alchemie erinnern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass viele Kulturen Alchemie in ihre Weltanschauung integrierten – oft als Mischung aus Wissenschaft, Medizin und Mystik. Die konkreten Praktiken und Ziele variierten (Gold? Elixier? innerer Fortschritt?), doch ein gemeinsames Thema war die Idee der Transformation – sei es von Stoffen oder vom Menschen selbst.

Diese historische Vielfalt zeigt schon, dass Alchemie grundsätzlich weltanschaulich flexibel war und sich jeweils mit den vorherrschenden Glaubensvorstellungen verband.

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Wandel der Alchemie: Psychologische Deutung

Im 20. Jahrhundert öffnete sich ein neues Verständnis:

Alchemie wurde als Symbolsprache der Psyche interpretiert. Der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung (1875-1961) prägte die Idee, dass die Vielzahl seltsamer Bilder und Prozesse in Alchemie-Traktaten Archetypen ausdrückt – universelle Urbilder des Unbewussten. Für Jung sprachen die Alchemisten nämlich mit dem Inneren des Menschen, nicht nur mit Tiegeln und Zauberstoffen. Er formulierte, die Alchemisten hätten statt einer bloß chemischen Wissenschaft von der menschlichen Seele gesprochen. Das berühmteste Gleichnis dabei ist „Blei wird zu Gold“: Dieses physische Motiv deutete Jung als Metapher für die Individuation. Wer sein inneres „Blei“ (unbewusste Schattenanteile, ungelöste Konflikte) herausarbeitet, transformiert sich symbolisch in „Gold“ (Einheit des Selbst, Selbstverwirklichung).

James Hillman (1926-2011), Gründer der archetypischen Psychologie, knüpfte direkt an Jung an. Wie Jung betrachtete er Alchemie als Bilderschatz der Psyche. Hillman selbst schrieb, Alchemie sei für ihn ein zentraler Teil seiner Ideenwelt, gegründet auf Jung. Er entwickelte eine „Psychologie der Alchemie“, die das alchemistische Vokabular (Farbe Schwarz/Weiß, Vier Phasen, Metallmetaphern) auf innere Seinsprozesse anwandte. Andere tiefenpsychologische Autoren (Marion Woodman, Jean Shinoda Bolen, Erich Neumann u. a.) griffen das auf. So wird heute oft von „psychologischer Alchemie“ gesprochen: Ein Prozess der Selbsterkenntnis und Schattenintegration, der in Stufen verläuft.

Wichtig ist: Alchemie ist keine Therapie, sondern ein reiches Symbolnetz. Dennoch kann es therapeutisch wirksam sein, wenn man mit diesen Bildern arbeitet. Studien belegten, dass Menschen in leitenden Positionen durch Metaphern (z. B. der Schatten) tieferes Selbstverständnis erlangen. Die moderne Psychologie sieht in alchemistischen Motivationen also keinen Widerspruch zu Glauben oder gesundem Menschenverstand, sondern ein kraftvolles Deutungsinstrument für persönliche Entwicklung.

alchemie und gott christentum

Kann man an Gott glauben und alchemistisch arbeiten?

Alchemie widerspricht dem Glauben nicht. Im Gegenteil, „das Weltbild der Alchemie fußt auf dem sogenannten animistischen Prinzip, wonach es nur eine alles durchdringende göttliche Seelensubstanz gibt, die unendlich mannigfaltige materielle Formgestalt annehmen kann“. [1] Historisch verbanden viele Alchemiker folglich ihr Tun mit ihrem Glauben. Wie eingangs dargelegt, sahen etwa christliche Alchemisten ihre Kunst als göttliche Offenbarung an. In ihren Texten forderten sie nicht selten göttliche Gnade oder bereiteten Rituale, ganz ähnlich wie in den Traumvisionen alter Propheten. Dies war aber Teil ihrer Symbolik. Jung wies darauf hin, dass solche religiösen Bilder in Alchemie-Schriften die Seelenprozesse des Menschen repräsentieren – nicht eine eigenständige Sekte oder das Leugnen Gottes.

Für gläubige Menschen kann Alchemie also komplementär sein. Man darf sie nicht als Religion missverstehen, sondern als „Sprache des Wandels“: Anstatt Alchemie abzulehnen, kann man im Gegenteil darin sehen, wie Gottes Schöpfung und Geist in einem selbst arbeiten. Alchemie fokussiert nämlich Transformation (Veränderung), nicht Götzendienst. Wer an einen Schöpfer glaubt, kann Alchemie als Möglichkeit nutzen, seinen eigenen Innermikrokosmos zu erkunden – im Wissen, dass auch dort (wie „oben“) göttliche Prinzipien wirken. Wie Karpenko sagte: Im Laufe der Geschichte wurde Alchemie immer wieder als Geschenk Gottes gewertet, das nur Würdigen zuteilwird. Diese Sicht widerspricht nicht dem Glauben; sie setzt vielmehr Demut und Achtsamkeit voraus.

Moderne Interpreten schlagen vor, Alchemie als spirituelle Innenschau zu verstehen. Während Dogmen einer Konfession verneinen, dass zwei (Gott und Mensch) eins werden, tun mystische und Alchemie-Traditionen genau das innerlich – sie verbinden bewusst die Polaritäten. Aus praktischer Sicht heißt das: Man kann also so religiös bleiben, wie man will, und Alchemie-Übungen machen. Man darf sie eben nicht rituell mit „okkulten Formeln“ betreiben, sondern vielmehr psychologisch oder meditativ. Viele Coaches und Therapeuten arbeiten heute mit sogenannter „Innerer Alchemie“, die bewusst losgelöst von jeder Kirche ist, aber den eigenen Glauben und Werte respektiert.

Wichtig: Wer Alchemie praktiziert, muss darauf achten, dass es keine Art von Götzenkult wird. Prinzipiell sind alle bekannten alchemistischen Techniken (Meditationen, Traumarbeit, Laborübungen usw.) weltlich auslegbar. Solange man Selbstreflexion als Instrument sieht und nicht als Heiligenverehrung, bleibt das Anliegen unproblematisch. Man kann sich selbst fragen: „Ermöglicht mir das mehr Gottes- und Selbst-Verständnis oder lenke ich nur vom Glauben ab?“ Solange das Ergebnis – etwa mehr Kenntnis über sich selbst, mehr Demut – positiv ist, kann man es als Ergänzung zum Glauben ansehen.

Business Alchemy Stein der Weisen

Alchemieren: Dein Nutzen im Business und Unternehmertum

Wie passt Alchemie nun ins Berufsleben, in dein Business?

Unternehmer, Selbstständige und Führungskräfte profitieren von einer „alchemistischen“ Geisteshaltung, wenn sie auch im Business innere Prozesse nutzen wollen, um äußere Erfolge zu erreichen. Insbesondere hilfreich sind diese Ansätze – und Nutzen:

  • Schattenarbeit und Selbsterkenntnis: Selbstständige und Führungskräfte sind Menschen und Menschen tragen unbewusste Blockaden in sich (z. B. Angst vor Versagen oder übersteigerte Ego-Bilder). Wird der „Schatten“ (verdrängte Gefühle und Denkmuster) ignoriert, ist er dein größtes Hindernis für Wachstum. Doch sobald du diese Aspekte bewusst aufarbeitet und integriert hast, verwandelt sich die Energie ins Gegenteil – sie wird zu einem Wegbereiter für kreative Lösungen.

  • Authentizität und Team-Vertrauen: Wer seine eigenen Schatten kennt und mit ihnen arbeitet, führt menschlicher, offener und verletzlicher. Studien und Praxisberichte haben mehrfach gezeigt, dass so Vertrauen im Team entsteht. Denn wer sich seine Schwächen eingesteht, inspiriert und motiviert das Team eher. Das Stichwort lautet „Vulnerabilität“. Indem man den Schatten ins Licht bringt, nutzt man ihn als Innovationsquelle – Innovation entsteht oft genau aus den Fragen „Was vermeide ich?“ oder „Wo kompensiere ich über?“. Ergo: bessere Entscheidungsprozesse und mehr Authentizität.

  • Umgang mit Scheitern: Viele Unternehmer kennen das Gefühl des Scheiterns und die Angst, zu versagen. Alchemie lehrt hier Resilienz: Im Bild der Schwärze – des „Schwarzen Anfangs“ (Nigredo) – geht es um das Tal der Dunkelheit, des Scheiterns und Loslassens, bevor etwas Neues entstehen kann. Meint: Fehler offen ansprechen, analysieren, daraus lernen. Wir kennen es mittlerweile alle, aber lass mich dir den Global Entrepreneurship Monitor als direkte Quelle benennen, der u. a. feststellte, dass erfolgreiche Gründer oft mehrere Fehlschläge hinter sich haben. Mit einer alchemistischen Einstellung sieht man Scheitern als notwendigen „Prozessschritt“ zur goldenen Lösung. Das führt zu einem gesunden Umgang mit Risiko, statt lähmender Angst.

  • Kreativität und Anpassungsfähigkeit: Wie der klassische Alchemist „gegen das Gesetz der Natur etwas versucht“, so ermutigt ein Unternehmer-Alchemist, kreativ zu denken. Nehmen wir das klassische Bild des „Stein der Weisen“ als ultimatives Ziel (Transmutation, Heilung, Läuterung – Symbol für die Wandlung vom niedrigsten in den höchsten Zustand des Seins) und ändern es ab, zum „Stein der Anpassungsfähigkeit“: Der alchemistisch-unternehmerische Stein steht dann für die Fähigkeit, sich selbst und sein Geschäftsmodell immer wieder neu zu erfinden. Das bedeutet: ständige Lernbereitschaft, Pivot-Strategien und Innovationsdrang. Wer es also vermeidet, in starren Strategien, Standards und Plänen zu verharren, kann unter dem Druck des Marktes genau wie ein Alchemist in wechselnden Elementen den entscheidenden Schatz finden.

  • Werteorientierung und Ethik: Alchemie ermutigt, über Gewinn und Effizienz hinaus nach dem großen Ganzen zu fragen. Unternehmer mit alchemistischem Blick reflektieren also: Welche versteckten Motive treiben mich an? Wie kann mein Unternehmen mehr Licht in die Welt bringen? Hier tauchen ähnliche Prinzipien wie in religiöser Ethik auf: Integration, Ganzheit und Sinn. Alchemie hilft dir hier, bei allen Geschäftsentscheidungen das Selbst und persönliche Wertvorstellungen nicht zu vernachlässigen, sondern zu „vergolden“.

Grundsätzlich, das möge noch erwähnt sein, empfehlen Experten der Leadership-Forschung Selbstreflexion als Schlüsselinstrument im Business. Wer regelmäßig inne‐ und zurückblickt („Was verhindere ich? Wo handele ich unbewusst?“), findet sein ungenutztes Potenzial. Zahlreiche moderne Artikel zitieren Jung deshalb gern mit dem Satz:

„Der Mensch ist im Großen und Ganzen weniger gut, als er sich selbst vorstellt oder sein möchte. Jeder trägt einen Schatten, und je weniger er im bewussten Leben des Einzelnen verkörpert ist, desto dunkler und dichter ist er.“

In der Tat macht die Integration des Schattens Selbstständige erfolgreicher und erfüllter. Dies ist gerade für jene hilfreich, die oft auf sich allein gestellt sind: Business-Alchemie setzt also weniger auf magische Rezepte als auf Aushebelung des Egos, psychologische Stärke, Ausdauer, einen kreativen Geist und die Werdung/Hoheit des Selbst jenseits von Schatten und Masken.

Business Alchemy Stein der Weisen

Aber ist Alchemie „sicher“?

Oft wird nach „Gefahren“ gefragt oder ob Alchemie nur Hokuspokus sei.

Historisch war Alchemie zwar keine verlässliche Technik, um Metall zu Gold zu machen oder ewig zu leben – diese Ziele wurden nie erreicht. Alchemisten gruben und brannten Jahrhunderte lang, doch kein Stein der Weisen im Äußeren tauchte auf. Viele ihrer Prämissen (z. B. geheimnisvolle Ursubstanzen) basierten auf veralteten Naturbildern. Die moderne Wissenschaft betrachtet Alchemie daher nicht als gültige Chemie, sondern als protowissenschaftliches Phänomen, mit einem ordentlichen Schuss Mystik und Philosophie (sie ermöglicht es nicht, dass Normalwissenschaften ansetzen können – die Methodik blieb also in der Entwicklung stehen). Daran änderte auch das jahrhundertelange Experimentieren nichts: Bis heute gibt es keinen ernstzunehmenden Beleg dafür, dass mit übersinnlichen Mitteln Gold entsteht oder das ewige Leben zu bekommen wäre.

Das bedeutet aber nicht, dass Alchemie prinzipiell gefährlich oder teuflisch wäre. In der Gefahrenbilanz ist Alchemie harmlos: Chemisch-physikalisch handelt es sich im Extremfall um Laborarbeit, die bestenfalls überholte Konzepte nutzt. Moralisch schadet die Beschäftigung damit keinem Glauben, keinem Geist – im Gegenteil, sie kann ihn sogar bestätigen, indem sie aufzeigt, dass echte Transformation (im Menschen) komplexer ist, als man denkt. Man sollte lediglich unterscheiden: Wissenschaftlicher Wert hat die mittelalterliche Alchemie kaum, wohl aber historische Bedeutung (z. B. Alchemisten erfanden Destillation, moderne Glasgeräte und Laborpraktiken). An dieser Stelle soll aber erwähnt sein, dass die individuelle Ausgangslage des Alchemisten entscheidend ist. Traumatisierte Menschen sollten sich dringend mit einem Arzt ihres Vertrauens besprechen, bevor sie loslegen.

Um den „Esoterik-Overkill“ zu vermeiden, ist dennoch Vorsicht geboten:

Wenn jemand sagt, er könne mit uralten Formeln Reichtum garantieren oder Wunderheilungen erzwingen, ist Skepsis angebracht. Man erkennt seriöse Ansätze daran, dass sie im Kern auf Selbsterkenntnis, Übung und (im echten Laborkontext) Experimentieren beruhen – nicht auf endlosem Geschwafel von „kosmischen Energien“ ohne nachvollziehbare Praxis. Jeder Praktiker sollte also prüfen: Führt mich diese Methode zu realen Einsichten oder greift sie mir nur mit esoterischem Schnickschnack tief in die Tasche? Die Handfestigkeit der Ergebnisse (mehr Einsichten, Verständnisse über unbewusste Vorgänge, Schattenreaktionen und -projektionen des eigenen Ichs und dem anderer, bessere Entscheidungsgrundlagen, Kreativität usw.) entscheidet im Zweifel über Wirklichkeit oder Unsinn – und ob man bereit ist, für sich zu alchemieren. Wer sagt, er würde für dich alchemieren, ohne dein Zutun, ist vieles, aber kein Alchemist im klassischen Sinn.

Fazit

Alchemie ist also ein vielschichtiges, kulturübergreifendes Erbe. Sie war und ist kein absoluter Widersacher des Glaubens, sondern vielmehr eine Sprache der Veränderung – sowohl der Stoffe als auch des Menschen. Tiefenpsychologen und Spirituelle heute sehen sie als wertvolle Metapher für persönliche Entwicklung. Für Gläubige kann Alchemie sogar eine Bereicherung sein: Sie nutzt natürliche Prozesse und Symbole, um über sich selbst und über Gottes Schöpfung ins Staunen zu kommen, ohne einen neuen Gott zu „erfinden“.

In der Praxis stärkt alchemistisches Denken Unternehmer und Selbständige, indem es Kreativität, Anpassungsfähigkeit und die Beschäftigung mit verborgenen Schatten fördert. Gerade in einer Welt ständigen Wandels hilft dir diese Haltung, aus jedem „Blei“ (Problem) etwas „Goldenes“ (Chance) zu gewinnen. Dabei gilt: Mythen entzaubern, Gesicht bewahren. Denn wer Alchemie nutzt, sollte genau wissen, was Teil des Mythos ist (Zauberglaube) und was Substanz (Erfahrung, Symbolkraft). Die Balance liegt darin, offen zu bleiben – für Erkenntnis und für das Unerwartete –, ohne den realen Boden unter den Füßen zu verlieren.

Quellen:

Science History: The Secrets of Alchemy. URL: https://www.sciencehistory.org/stories/magazine/the-secrets-of-alchemy/#:~:text=increasingly%20recognized%20as%20a%20fundamental,Their%20hope, abgerufen am 20.05.2025

Bridging Cultures Bookshelf – Muslim Journeys: ‚Alchemy‘ from Oxford Islamic Studies Online. URL: https://bridgingcultures-muslimjourneys.org/items/show/184#:~:text=From%20the%20perspective%20of%20the,that%20served%20as%20the%20point, abgerufen am 20.05.2025

Marlan, Stanton: Hillman, James, and Alchemy. Springer Nature Link. URL: https://link.springer.com/10.1007/978-1-4614-6086-2_779#:~:text=Jung%2C%20too%2C%20had%20thought%20about,In%20short, abgerufen am 20.05.2025

Goldstein, Peter: How Entrepreneurs Can Unlock Hidden Potential for Success. Entrepreneur.com. https://www.entrepreneur.com/leadership/how-entrepreneurs-can-unlock-hidden-potential-for-success/479088#:~:text=These%20hidden%20parts%20of%20ourselves,can%20become%20a%20powerful%20ally, abgerufen am 20.05.2025

Harrison, Theo: From The Philosopher’s Stone To Modern Science: Is Alchemy Real? MindJournal. URL: https://themindsjournal.com/is-alchemy-real/#:~:text=Its%20claims%20of%20turning%20base,than%20empirical%20observation%20and%20experimentation, abgerufen am 20.05.2025

Janett Menzel

Janett Menzel

Jungianische Identitäts- und Schattenarbeit | Business-Alchemie

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